Was war das nur für eine Tour?

Diese Frage kann man sich schon stellen, wenn man nach ein wenig Abstand nochmal auf die ganzen Ereignisse zurückblickt, die in diesem Jahr geschehen sind. Aber Eins nach dem Anderen und langsam von vorn.

Die Vorbereitungen der Tour waren noch nicht abgeschlossen, da gab es schon Kleinigkeiten die anders liefen als noch im Vorjahr. Schon zum Simulationswochenende, quasi der Generalprobe, war nur ein Bruchteil der Läufer anwesend, viele waren nämlich noch im Urlaub und kamen erst kurz vor der Tour wieder zurück nach Chemnitz. Okay, das war noch zu verschmerzen.

Nach dem erfolgreichen Start der Tour lief dann auch einige Stunden lang alles perfekt. Im Gegensatz zum letzten Jahr kannten Radbegleiter und Läufer die Strecke (oder konnten zumindest das Navi richtig bedienen) und es ging gut voran Richtung Dresden. Doch schon zum ersten 2:00-Uhr-Wechsel gab es die erste Hiobsbotschaft - Team 2 wurde in Dresden ausgeraubt. Fast all ihre Wertgegenstände und auch die Laufsachen wurden gestohlen und die Polizei hielt das Team den Tag über auf Trab. So musste das Team auf Schicht, zurück nach Dresden, wieder auf Schicht und nochmal zurück nach Dresden. Viel Fahrerei und das gleich zum Tourstart. Infolgedessen kam es dann auch zum ersten größeren Vorfall, der das Team eine angenehmere Lauf-KulTour gekostet hat, denn etwas landete da, wo es nicht hin sollte.

Streckentechnisch gab es bis auf einen großen Stein im Kirnitzschtal und bergiger werdendem Profil keine Probleme und wir machten gut Strecke. Nachdem wir am Nachmittag das Zittauer Gebirge hinter uns gelassen hatten, ging es von nun an die nächste Woche nur noch auf ebener Strecke weiter. Infolgedessen wuchs unser Zeitpuffer, auch wenn es ab und an mal ein paar Umwege gab. Wir erreichten ziemlich schnell und mit großem Planvorsprung die Ostsee, die uns nun für 36 Stunden begleitete. Die vielen Bademöglichkeiten wurden ausgiebig genutzt und am Ende der Ostsee stand unsere erste Begegnung mit einem Duchenne-Junge an. So trafen wir in Lübeck Fionn und seine Familie, die sich sehr über unsere Aktion freuten und über deren Bekanntschaft wir uns auch sehr freuten. Wir nahmen uns Zeit, erfuhren einiges über das Leben mit Duchenne, doch leider mussten wir irgendwann weiter, auch wenn wir gerne länger geblieben wären. Noch am gleichen Abend erreichten wir Hamburg und es ging unter der Elbe hindurch weiter Richtung Bremen. Eine gesperrte Schleuse konnte uns nicht aufhalten und mitten in der Nacht gegen 1 Uhr erwartete uns mitten in einem Kreisverkehr ein Mitläufer in Hollenstedt - was für eine Überraschung.

So langsam waren wir eingespielt und es lief, und lief, und lief. Zwischen Bremen und Wilhelmshaven gab es Gegrilltes zum Mittag, anschließend empfing uns die Nordsee ohne Regen und verschonte uns in diesem Jahr sogar auf der gesamten Küstenlinie damit. Und schon waren wir bei unseren treuesten Unterstützern - Familie Groenewold - angekommen. Wie in jedem Jahr gab es eine ausgezeichnete Verpflegung, einiges zu erzählen und natürlich auch große Wäscheberge. Diese wurden schnell verkleinert, die Zeit verging wie im Flug und schon waren wir an Papenburg vorbei und unterwegs Richtung Ruhrpott.

Doch halt: Während es bei den Läufern keine Probleme gab, ergab sich in den letzten Tagen immer wieder ein und das selbe Problem an einem der Tourfahrräder. Es hatte quasi einen Dauerplatten und wir waren fast nur noch mit Schlauch flicken oder wechseln beschäftigt. Irgendwann kamen wir darauf, dass irgendwas mit den Schläuchen nicht stimmen muss, denn diese gingen immer wieder an ähnlicher Stelle kaputt und wurden nun endlich mal genauer unter die Lupe genommen. Und siehe da, sie waren einfach zu schmal für den Reifen und standen dadurch unter erhöhtem Druck. Also in einen Fahrradladen, einen passenden Schlauch gekauft und seit dem lief es wieder ohne Probleme.

Die Wehwehchen der Läufer nahmen nun nach dem Bergfest auch langsam zu, doch der anstrengendste Teil - die Berge - stand uns noch bevor. Wir erreichten als Nächstes das Ruhrgebiet, durchquerten es auf Bahnradwegen, entlang ehemaliger Schwerindustrie und erreichten nach einigen Kilometern den nächsten Fluss - den Rhein. Zwischenzeitlich besuchten wir den Oberbürgermeister von Düsseldorf und einen weiteren an Duchenne erkrankten Jungen. Linus und seine Mutti freuten sich genauso wie der Bürgermeister über unsere Anwesenheit und waren von unserem Projekt sehr angetan. So verweilten einige von uns eine Stunde, während die Anderen schon Köln hinter sich gelassen hatten und der Rest dann auch schleunigst weiter musste. Bei einem kurzen Zwischenstop in Köln luden wir noch Steffen ein, der es ohne die Lauf-KulTour einfach nicht Zuhause aushielt 😉 und Marie damit eine riesige Überraschung bescherte. Und schon ging es weiter Richtung Süden.

Immer weiter am Rhein entlang machten wir einen kurzen Abstecher zu einem unserer Sponsoren - MLP - die aber leider an einem Samstag nicht anzutreffen waren, was aber zu erwarten war. Am nächsten Tag erreichten wir Freiburg und hatten nun immer mehr Höhenmeter zu überwinden, während es weiter Richtung Bodensee ging. Auch hier sprang fast jeder mal ins Wasser, welches wir jedoch schon am Abend wieder verließen. Nach einem kurzen Abstecher nach Österreich begann dann in der Nacht der bergigste Tag der Tour.

Bei einem Team kam es in dieser Nacht zu einem Malheur mit dem Wohnmobil, welches man doch bitte vor der Abfahrt auf seine Verkehrssicherheit prüfen sollte. In der Nacht ging es an den Alpseen vorbei und am nächsten Morgen standen wir vor Schloss Neuschwanstein. Diese Kulisse wurde natürlich für ein paar schöne Fotos und Videoaufnahmen genutzt und einige Kilometer weiter erwartete uns die Königsetappe. Diese wurde von Corinna und Eric gemeistert und so erreichten wir Garmisch-Partenkirchen. Auch dahinter warteten noch einige Höhenmeter auf uns, während unser Planvorsprung allmählich kleiner wurde. Am Abend erreichten wir noch den Walchensee, der aufgrund seiner Temperatur aber nur von wenigen zur Erfrischung genutzt wurde. Den Läufern ging es inzwischen allen nicht mehr bombig, einige setzten ein wenig aus, andere mussten das kompensieren.

Doch die Strecke wurde nun wieder flacher, es ging an der Isar entlang und durch München in Richtung Donau. Der Münchner Stadtverkehr hielt für einige Teams auch noch Überraschungen parat und unser Vorsprung schmolz weiter. Genauso wie das Eis, welches wir bei einem Treffen mit Familie Schnitzlbaum und deren Sohn Tobias verspeisen wollten. Tobias leidet an Duchenne, doch auch er und seine Familie freuten sich sehr über unser Treffen und die Lauf-KulTour.

Am Abend dieses Tages erreichten wir schon die Donau und das konnte nur eins bedeuten: Wir haben es bald geschafft. Und so ging es umso schneller durch Regensburg hindurch unaufhaltsam Richtung Bayreuth. Das Wetter meinte es wieder gut mit uns und so strahlte die Sonne aus voller Kraft, was zum 14-Uhr-Wechsel nach einer extra langen Mittagspause schrie. Doch wo parkt man am Besten die vier Wohnmobile? Der Wald als Wechselpunkt fiel aus und im nächstgelegenen Dorf wollte man uns auch nicht haben - nunja, dann eben nochmal umparken. Doch damit kannten wir uns ja inzwischen aus. Die Strecke war überaus hügelig und es gab noch einige Höhenmeter zu fressen, doch am Abend war es dann soweit: unser erster Begleiter in Richtung Ziel kam an. Manu fuhr von Bayreuth aus mit uns mit Richtung Heimat und sorgte so für ein noch beflügelteres Vorankommen der Läufer auf ihren letzten Etappen. Und dann? Dann war es endlich geschafft. Die Gegend wurde bekannter, Zwickau lag hinter uns und ab Wüstenbrand konnte man den bunten Chemnitzer Schornstein sehen. Chemnitz, wir sind wieder da. Noch vor dem Eisenbahnviadukt in Rabenstein stieß ein Mitläufer zu uns und auf den letzten Metern Richtung Stadtzentrum wuchs die Gruppe an Begleitern weiter. So erreichten wir zu zehnt das Rathaus, wurden hier von einem Vertreter der Stadt empfangen und begaben uns als noch größere Gruppe auf unseren letzten Weg. Den Weg Richtung Mensa. Vor dieser wurden wir herzlich empfangen und freuten uns gemeinsam, eine weitere Lauf-KulTour erlebt zu haben. Es war in diesem Jahr an manchen Stellen nicht einfach, doch der Spaß kam auch nicht zu kurz. Nur der Schlaf manchmal. Trotzdem war es eine schöne Tour und ich kann nur sagen - auf eine Weitere.

Es gibt bisher 2 Reaktionen auf diesen Artikel

  1. Super zusammengefasst, Sebastian! Und da werden doch gleich wieder viele tolle Erinnerungen wach (bei mir von der 2010er Tour).

    Viele Grüße an alle Lauf-KulTouristen!

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