Tag 3 – von Erfurt nach Fulda

Ist Tag 3 ein Vorbote für Tag 9?

Heute mal eine Tageszusammenfassung aus Sicht eines Begleiters.

"Erfurt, 4:00 Uhr morgens, Turnhalle. Ein Handy hier, ein Piepen da. Es ist Zeit zum aufstehen. Draußen ist noch alles dunkel und die Turnhalle wird nur vom Licht der Notausgangslampen erleuchtet. Nach und nach schaffen es immer mehr Sportler, sich in der Dunkelheit zu erheben und ihren ersten Morgentätigkeiten nachzugehen. Um 4:15 Uhr nimmt sich Rainer (Flo Franke) ein Herz und schaltet den ersten Teil der Hallenbeleuchtung ein, was von einigen mit grummeln erwidert wird. Währenddessen sind andere bereits in den Sanitäranlagen mit ihren Morgenroutinen beschäftigt. Draußen vor der Halle herrscht geringes Treiben, denn die ersten Frühstücksutensilien wollen ausgeladen und aufgetischt werden. Die beiden Wasserkocher haben ihren Morgeneinsatz und produzieren fleißig heißes Wasser für Tee und Kaffee. Auf dem zugehörigen Schulhof zur Turnhalle gibt es Sitzgelegenheiten, welche auch schon am Abend zuvor zum 'Essen an der Luft' genutzt wurden - derzeit dann wohl eher 'Essen bei Sternenschein'.

Um 5:45 Uhr erscheint der Hausmeister, welcher für unsere Unterbringung verantwortlich war zur Begutachtung und Schlüsselübergabe. Gruppe 1 bricht derweil schon auf, denn die heutige Etappe ist die zweitlängste der Tour, dafür aber mit den meisten Höhenmetern. Die 'Endabnahme' wird deshalb von Gruppe 3 durchgeführt. Auch Gruppe 2 wartet noch. Es soll ein gemeinsamer Aufbruch stattfinden. Die Begleiter sind währenddessen in den letzten Zügen, alle Dinge in den Sprintern zu verstauen. Reisetaschen, Rucksäcke, Wechselklamotten, Geschirr und Essen.

6:00 Uhr ist dann auch für den Rest des Teams endgültiger Aufbruch. Acht rote Radrücklichter verabschieden sich vor den Begleitfahrzeugen in die Morgendämmerung. Für ein Begleitfahrzeug heißt es ca. 30 km voraus zu Gruppe 1 fahren, welche einen Begleitfahrzeugkontakt etwa zur Hälfte ihrer Etappe gewünscht hatte. Fahrzeug 2 hat dagegen einen anderen Auftrag: Zum Sonntag eine Präsentschale und entsprechende Verpackungsfolie zu finden, um einen Präsentkorb als Dankeschön für die Stadt Erfurt zu gestalten. Die erste Idee, sich dafür bei Tankstellen umzusehen stellt sich um diese Uhrzeit als hoffnunglos heraus. Nach dem Zufallsprinzip kommt auf einmal der Gedanke ins Spiel, es mal am Hauptbahnhof zu versuchen. Zwar haben dort um diese Uhrzeit auch erst wenige Imbiss- und Schnellrestaurantketten geöffnet, doch erscheint die Ladenauswahl und deren Öffnungszeiten zum Sonntag wesentlich erfolgsversprechender. Der erste Besuch des Hauptbahnhofs ergibt, dass "normale" Geschäfte erst ab 8:00 Uhr öffnen, teilweise erst ab 9:00 Uhr. Also nochmal zurück zum Transporter und noch 45 Minuten warten. Beim zweiten Anlauf kurz nach Öffnung der Geschäfte die erste Überraschung des Tages: "Guten Morgen, allgemeine Personenkontrolle. Die Ausweise mal bitte." Den Beamten waren wir wohl schon bei der ersten Erkundung des Bahnhofs aufgefallen, da einerseits in Sportklamotten unterwegs, andererseits aber mit geröteten Augen. In unserem Fall natürlich vom wenigen Schlaf, aber es könnten ja durchaus auch andere Gründe dahinterstecken… Nach kurzer Überprüfung kann dem eigentlichen Anliegen weiter nachgegangen werden und nach der Abgabe des Präsentkorbes geht es auf in Richtung Westen bis Schönau (Hörsel). Dort wartet bereits das zweite Begleitfahrzeug mit den Sportlern der Gruppen 2 und 3.

Der Wechsel von Gruppe 1 auf Gruppe 2 erfolgt reibungslos und so lautet das nächste Ziel Vacha. Dort soll der zweite große Wechsel des Tages stattfinden. Weil auch Gruppe 2 um einen Begleitfahrzeugkontakt zur Mitte ihrer Schicht gebeten hat, fährt nur ein Begleitfahrzeug die komplette Strecke zum großen Wechselpunkt. Da zum Sonntag zwischen den großen Wechseln kein Einkaufen auf dem Programm steht, wird die Zeit genutzt und schon mal ein üppiger Wechselpunkt aufgebaut - mit allem, was man sich wünschen kann. Zelt für Schatten, Biertischgarnitur und dem gesamten Ernährungsangebot, was die Ladefläche halt derzeit so hergibt. Das Eintreffen von Gruppe 3 wird schon zeitnah erwartet und so kommt es schließlich auch. Allerdings ist in Gruppe 3 die Verwunderung nach der Ankunft groß, als Gruppe 2 bereits anruft um mitzuteilen, dass sie auch nur noch sieben Kilometer bis zum Wechselpunkt haben. Somit werden aus den in Aussicht gestellten 60+ Minuten Verschnaufpause für Gruppe 3 auf einmal nur noch 35 Minuten. Eine Nachricht, die mit nicht besonders hoher Begeisterung aufgenommen wird. Bei über 30 °C durchaus verständlich.
Mit dem Eintreffen von Gruppe 2 und der erzwungenen frühen Abfahrt von Gruppe 3 kommt langsam die Frage auf, wo das zweite Begleitfahrzeug und Gruppe 1 eigentlich stecken?

Antwort: Gruppe 1 hatte den ersten Tourplatten. Deshalb wurde nach dem Zwischenkontakt mit Gruppe 2 noch ein Umweg zu Gruppe 1 zum Radtausch nötig. Der geplante Treff beider Begleitfahrzeuge wird folglich nur von kurzer Dauer sein, denn auch Gruppe 3 hat bei diesen Temperaturen einen extra Begleitfahrzeugkontakt gewünscht. Nach der verpflegungtechnischen Versorgung aller Gruppen zum großen zweiten Wechsel heißt das letzte Ziel des Tages somit eigentlich nur noch Fulda. Doch auf dem Weg nach Fulda steht das Telefon des Beifahrers auf einmal nicht mehr still…

Gruppe 3 hat sich gemeldet. Die geringen Verflegungsreserven des anderen Begleitfahrzeugs waren durch die vielen Zwischenstops schon so aufgebraucht, dass keine geeignete Versorgung mehr möglich war. Somit heißt es 8 km vor Fulda: Kehrt, Marsch und wieder zurück zum aktuellen Punkt von Gruppe 3. Diese hatte sich inzwischen aufgeteilt. Eine Hälfte, mit Läufer und einem Radbegleiter, war noch unterwegs. Die anderen beiden Radbegleiter warteten dagegen am vereinbarten Treffpunkt. Nach provisorischer Schnellversorgung hieß es nun in gedrosseltem Tempo noch die verbleibenden 20 km zu bewältigen. Während der ungeplanten Zwangspause hatte inzwischen auch Gruppe 1 aufgeschlossen und sich nun dafür verantwortlich erklärt, beide Radfahrer mit bis zum Etappenziel zu begleiten. Auf dem Weg des zweiten Versuchs, es als Begleiterfahrzeug nach Fulda zu schaffen, konnten dann auch noch Läufer und Radfahrer aus Gruppe 3, inzwischen eingeholt von Gruppe 2, beobachtet werden.
Beide Gruppen, 1 und 3 (erster Teil), sowie 2 und 3 (zweiter Teil), trafen dann zusammen als eine große, geschlossene Gruppe in Fulda ein. Sie wurden von beiden Begleitfahrzeugen bereits erwartet und mit einem schon in Arbeit befindlichem Abendmahl begrüßt.

Die Lektionen dieses Tages können im lehrreichen Sinn für die folgenden Tage genutzt werden, in der Hoffnung, dass es nicht auch am längsten Tag zu solch einem Wirrwarr kommt.

Der Autor dieses Textes bedankt sich für das Lesen dieses Romans und verabschiedet sich nun, um 1:20 Uhr, nach knapp über 22 Stunden auf den Beinen ins Reich der Träume…"

Ergänzung der Redaktion: Zum Abendbrot gab es heute 16 Packungen Tortellini mit Spinat bzw. Mozarella.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lauf-KulTour