Tag 9 – von Dresden (DE) zurück nach Chemnitz (DE)

Grüße gehen raus an alle begeisterten Leser unserer täglichen Highlight-Sammlung. Ich bin Chris, gehöre zu allen und keinem Team und habe in Sachen Organisation den Hut auf.

In meinen Aufgabenbereich fällt und fiel während der Tour … ziemlich viel.

So zum Beispiel vor der Tour die Vorbereitung, welche insbesondere ein bis zwei Wochen vor Start bereits auf die Schlafzeitentbehrungen vorbereitet haben. Termin in Städten wollten organisiert, Unterkünfte klar gemacht und Sponsoren bedacht werden. Insbesondere bei der Öffentlichkeitsarbeit galt es oft größeren Aufwand zu investieren. Herausfordernd war es besonders, sich von Absagen oder ausbleibendem Feedback nicht entmutigen zu lassen. Letztlich, so kann ich es bereits jetzt mit Rückblick auf die vergangenen Tage verlauten lassen … es hat ziemlich gut funktioniert.

Fragt sich nur, was hat gut funktioniert? Die vegane Milchalternative von Provamel in das Müsli-Auffanggefäß zu schütten, ohne dabei eine Sauerei 1. Güte zu provozieren?

DAS auch, aber noch viel herausragender sei die erfolgreiche Medienpräsenz zu erwähnen, welche letztlich dem Sinn und Zweck unserer Tour besonders zuträglich war. Wir konnten in Bayreuth, Nürnberg, Weiden, Ùstì nad Labem und letztlich natürlich Chemnitz mit schicken Artikeln in hiesigen Tageszeitungen bestechen. Hervorgehoben sei dabei auch das Video, welches vom pompösen Empfang inklusive Laufeskorte in Weiden zustande gekommen ist.

Mit unserer Tour wollten wir Spenden sammeln, jedoch vor allen Dingen den initialen Stein ins Rollen bringen, welcher letztlich eine Lawine von Nachfragen und damit verbunden Interesse an der Sache hervorrufen sollte. Dies ist uns nicht nur im Rahmen organisierter Empfänge gelungen. Fast noch mehr freue ich mich über alle jene Begegnungen an unseren Wechselpunkten, die spontan entstanden sind und teils direkt vor Ort zu einer Spende führten.

Ich schweife ab, was fällt noch in meinen Aufgabenbereich?

Aus Ermangelung an Betreuer-Personal war es bereits ab dem ersten Tag notwendig, dass ich die besagte essenzielle Säule dieses Tourkonzepts unterstütze. Das bedeutet Wechselpunkte anfahren, Einkäufe erledigen, bereitstehen für Notfälle, Botendienste abspulen, den Sportlern eine bedarfsgerechte Verpflegung anbieten, putzen, aufwaschen etc. pp. Eine wirklich wichtige, wenn nicht sogar die wichtigste Aufgabe im Team, da die Kraft zum Laufen und Radeln schließlich nicht ohne Kraftstoff aus der Luft hervorgezaubert werden kann.

Wenn es die Zeit zugelassen hat, habe ich mir mein Rad geschnappt, oder die Laufschuhe, um verschiedenen Teams entgegen oder hinterher zu fahren. Weil ich die Leute so vermisst habe, oder wieso? Auch. Allerdings hauptsächlich funktionierte ich an dieser dynamischen Stelle als zusätzlicher Streckenfotograf und gleichzeitig als Ideengeber für zahlreiche humorvolle Filmsequenzen.

Am Abend, wenn ein Großteil des Teams bereits schlief, galt es Tourberichte Korrektur zu lesen, Bilder für die Homepage auszuwählen, Social Media zu füllen, Tourdetails mit Höhepunkten für den nächsten Tag zu planen und zu kommunizieren und letztlich auch die Messsohlen der Chemnitzer Sportgerätetechnik Professur der Technischen Universität Chemnitz zu prüfen.

Puh. Ich mache euch nichts vor. Die letzten Tage waren nicht die einfachsten. Bei jeder Gelegenheit die Verantwortung zu übernehmen, Entscheidungen zu fällen und dabei die Bedürfnisse und Wünsche vom Team nicht zu vergessen, welche mit zunehmender Tourlänge an Absurdität bzw. Extravaganz immer mehr zugenommen haben. Sei es der Karottensaft aus tschechischen Tante-Emma-Läden, eine gezuckerte Sahne Variante mit Diabetes-Freihaus-Garantie oder die vegane Baumstriezel-Alternative mitten in Prag … das Team hat mich und uns teilweise echt mit kniffligen Aufgaben bedacht, hat nach der Erfüllung der Wünsche hingegen mit größter Dankarbeit reagiert und trotz der sportlichen Strapazen tapfer durchgehalten, wenn ich oder unser geschätzter Fotograf schauspielerische Höchstleistungen abverlangt haben.

Wir haben hier einen kleinen Tourtagebuch-Leitfaden etabliert. Wir haben ca. 50 % des 1. Punktes von den zu integrierenden 10 Punkten abgearbeitet. Um den anfangs angesprochenen interessierten Leser nicht mit einem Buch von Eindrücken zu überfluten, würde ich mich für die kommenden Punkte etwas kürzer fassen müssen.

Kommen wir also zu dem, was heute auf der Strecke los war, zu den Highlights und letztlich zu einem Rundum-Schlag über die gesamte Tour.

Heute, personaltechnisch stark aufgestockt, war es mir zum dritten Mal in dieser Tour möglich als Sportler an der Tour teilzunehmen. Hierfür war es mehr als förderlich, dass um Punkt 5:00 Uhr in der Früh das Licht angemacht wurde und direkt Gute-Laune Musik aus den nächstgelegenen Boxen erklingen konnte. Ein sanfter Einstieg in den Tag, mit ruhiger Musik und Dämmermusik ist wirklich nicht meins. Dann schon lieber Augen auf, mitsingen, das Bein aus dem Schlafsack zum Tanz erheben und in den Tag starten getreu dem Motto von Lysander: „Wer früher aufsteht, kann länger glücklich sein.“

Meine heutige Reise begann als Begleitung für Team 1. In Dresden herumrollern, schicke Teamfotos stellen und mit dem Popöchen zu mexikanischen Body-Shaker Rhythmen tanzen, soweit es der Sattel und die StVO zugelassen haben. Es war ein Träumchen und der 1. Wechselpunkt viel zu schnell erreicht.

Relativ nahtlos ging es weiter im Team 3. Ein ziemliches Kontrastprogramm. Genuss der Natur und der Strecke im Stillen, so könnte eine Bildunterschrift für die starke Truppe lauten. Das ein oder andere Gespräch zu potenziellen Neuheiten bei künftigen Touren fand dennoch Platz in kleineren bis größer ausufernde Diskussionen.

… Freiberg … nur noch 28 Kilometer bis Chemnitz. Es war 11:40 Uhr. Hm. Die Lauf-KulTour, getragen durch ihre Mitglieder, ist eine feine und aufrichtig motivierte Sache. Die Sache ist jedoch, dass wenig Schlaf und große Anstrengungen zu teils fragwürdigen Entscheidungen führen. Oder wie würdet ihr die kurzfristige Entscheidung beurteilen, den 2 Kilometer entfernten Wechsel- und damit Erholungspunkt zu streichen und lieber gleich nach Chemnitz zu fahren, um dort das parallellaufende Treppenlauf-Event der Lauf-KulTour zu bestaunen und zu genießen? In jenem Moment erachtete ich diese Entscheidung als sinnvoll und indiskutabel gewinnbringend für das Erschöpfungsniveau meiner Extremitäten.

Gedacht, geballert, überrascht. Drei Stunden vor dem offiziellen Einlaufen, traf ich beim Treppenlauf in Chemnitz ein, nahm teil, reduzierte selbstverständlich mein Tempo, da ich nicht auf dem Siegertreppchen hätte auftauchen können, beglückte meine liebe Partnerin, die vor Ort ausgeholfen hat, mit beherzter Nähe und machte mich nach 26 Etagen auch schnell wieder auf den Weg.

Schließlich war ich zusammen mit dem aktiven Läufer von Team 3 als Schlussläufer eingeplant. Die letzte Laufetappe unserer Tour hätte nicht fordernder sein können. Nach der anderen glorreichen Idee am Vortag ein Dauerläufchen von 30 Kilometer zu absolvieren, waren meine Beine schwer wie Blei. Wenig überraschend halfen da auch keine Fahrrad-Bergsprints, um rechtzeitig beim Treppenlauf sein zu können und natürlich auch nicht die 4 oder 5 Treppenstufen bis in die 26. Etage des Chemnitzer Dorint Hotels selbst.

Mit Verspätung im Nacken ging es auf die dezent exponierte Strecke, welche teils mit für mich unangenehmen Geschwindigkeiten von bis zu 15 km/h bezwungen werden wollten, um am nächsten Einstiegspunkt pünktlich aufzuschlagen. Puh. Hart. So hart, dass ich nicht die gesamte Laufstrecke bis ins Ziel habe, alleine bewältigen zu können. Zumindest nicht bei der Vorbelastung von vielleicht 20 h Schlaf innerhalb der letzten 9 Tage. Danke hierbei an das Team, welches bereitwillig ein Fahrrad gegen Laufschuhe zur Verfügung stellte und mir dennoch die Ehre erwies im Fotomoment durch das Blitzlichtgewitter zu reiten.

Der Einlauf zum Tour-Höhepunkt wurde zeitlich gut getroffen, es ergab sich eine sensationelle Formation, welche für die choreographische Leistung des Teams spricht. Besonders hat es mich gefreut, dass wir unseren Vereinsfreund und Duchenne-Betroffenen Paul als Vorausfahrer gewinnen konnten und somit bildlich durch ihn ins Ziel geführt wurden. Im Ziel wartete im Weiteren noch André, ebenso ein Betroffener dieser heimtückischen Krankheit und langjähriger Lauf-KulTour-Vereinsfreund. Schöner hätte der Moment nicht ausgeschmückt sein können. Allgemein war die Stimmung großartig und die begeisterte Resonanz auf unsere Truppe eindeutig zu spüren. Ein atemberaubendes Gefühl im Rahmen von Sports United so geehrt zu werden.

Ein, zwei Interviews mit dem Veranstalter und Radio Chemnitz später, gab es noch ein paar letzte Gruppenfotos zu stellen und letztlich das traditionelle Abklatschen zu zelebrieren.

Team. Ihr. Wir, haben die Tour 2022 erfolgreich abgeschlossen. Der böhmische Traum und die Flippers haben einen essentiellen Beitrag geleistet, aber letztlich waren es doch unsere Beine, die uns über die Distanz getragen haben. Jeder Teilnehmer kann, teilweise erneut, mächtig stolz auf sich und seine Teamleistung sein!

Der Tag war körperlich anstrengend, mein Kopf ist ziemlich leer, die größtenteils mentale Belastung der letzten Tage macht sich bemerkbar ... aber ich würde keinen Moment dieser Tour ersetzen wollen.
… Na gut, vielleicht hätten wir die Pasta an einem Wechselpunkt nicht >>innerhalb<< des Transporters servieren sollen, dass das kein kulinarisches Highlight wird, hätte ja nun wirklich niemand absehen können.

1000 km und 9 Tage später ist es schon wieder mitten in der Nacht. Die letzten Zeilen fürs Tagebuch werden getippt und ich möchte noch einmal resümieren:

Wir haben auch dieses Jahr wieder Großes vollbracht. Als Team mit besonderer Unterstützung meines unersetzlichen Orgakreises, welcher direkt vor Ort viel Arbeit abgenommen hat oder im heimischen Quartier wichtige Aufgaben übernommen hat. Wir konnten Leute erreichen und informieren. Spenden akquirieren und erste nahezu durchweg positive Erfahrungen sammeln mit einer fremden Kultur und dem generellen Fakt, sich in einem unbekannten Gebiet, im Ausland zurecht zu finden.

Wir haben es hinbekommen, die Landesgrenze zu überschreiten und die Tour, gemessen an unseren eigenen hohen Erwartungen, erfolgreich zu absolvieren. Wie sagte Betreuer Florian beim Erwerben von 10 kg Bananen? Think big … und damit wollen wir auch im nächsten Jahr wieder auf die Tour gehen. 2023 naht und damit geht die Organisation in eine neue Runde. Ich freue mich bereits darauf!

Wenn auch Du diese Tour an sich bzw. die wichtige Arbeit der Duchenne-Stiftung unterstützen möchtest, kannst Du auch heute noch einen Beitrag leisten. Überweise gern Deinen möglichen Betrag auf unser Spendenkonto mit dem Verwendungszweck Spende:

Lauf-KulTour e.V.

IBAN: DE61 8705 0000 3552 0046 87

BIC: CHEKDE81XXX

Sparkasse Chemnitz

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